Dienstag, 22. Juli 2008

Manfred Bögle: Geschichten aus dem Badischen

Liebe Besucher und Besucherinnen meines Blogs,
Manfred Bögle aus Karlsruhe schreibt fast wöchentlich Geschichten aus dem alten und neuen Karlsruhe. Diesmal über:

Badischer Geist

vor 225 Jahren, am 23. Juli 1783, hob Markgraf Karl Friedrich von Baden, der spätere Großherzog, als einer der ersten deutschen Fürsten die Leibeigenschaft auf. Die Bedeutung dieses Schrittes wird auch nicht geschmälert wenn man weiß, dass es sich bei der im Karlsruher Schloss verkündeten Maßnahme faktisch nur um eine „Verwaltungsreform mit dem Ziel einer Modernisierung und Homogenisierung der Herrschaftsverhältnisse im Land“ handelte. In weiten Kreisen der Kurpfalz war die Aufhebung der Leibeigenschaft schon 300 Jahre zuvor praktiziert worden.

Der frühere Leiter des Karlsruher Generallandesarchivs, Prof. Hansmartin Schwarzmaier, bringt es auf den Punkt: „Baden war ein Vorreiter!“ Auch bei der Aufhebung der Leibeigenschaft zeigte sich der beliebte badische Fürst als ausgesprochen fortschrittlich und mit der Aufhebung der Leibeigenschaft wehte bei uns ein „neuer badischer Geist“.

Wie können wir nun „unserem“ Karl-Friedich am morgigen Tag danken?
Indem wir zum Beispiel liebevoll an ihn denken, eine Ehrenrunde um das Karlsruher Schloss drehen und „die Karl-Friedrich-Straße“ gehen. Symbolisch und auch ganz real!

Auf dem Weg zwischen Ettlinger Tor-Platz und Marktplatz werden wir dann vielleicht Gelegenheit finden, über das Thema der „badischen Leibeigenschaft“ nachzudenken, denn der Begriff hat von der Meta-Ebene aus betrachtet auch positive Aspekte. So haben wir selbstverständlich auch heute noch einen „Leib“ mit Leib-Eigenschaften – wir Badener bestehen nicht nur aus „Haut und Knochen“.

Was ist nun das Wichtigste bei der „badischen Leib-Eigenschaft“?

Dass wir „durchlässig“ sind,

dass wir unseren Leib empfänglich machen für alle Lebensäußerungen: für die Freude, für die Trauer, für die Lust, für den Schmerz, für das Aufbegehren, für die Nachsicht – überhaupt für alle Gefühle und Empfindungen, die das Leben so mit sich bringt. Wenn wir nichts ausklammern und abspalten, wenn wir bereit sind, das Leben so anzunehmen wie es auf uns zuläuft, kommen wir an die Quelle unserer Lebenskraft – und dort finden wir auch den Mut, den wir brauchen, um, aus schlechten Geschichten gute Geschichten zu machen

Am Ende der Karl-Friedrich-Straße am Marktplatz spüren wir dann vielleicht auch eine weitere „badische Leib-Eigenschaft“: großen Hunger! Da trifft es sich bestens, dass sich unmittelbar an der Ecke Karl-Friedrich/Hebelstraße ein „badischer Eck-Wert“ auftut: das Restaurant Kaiserhof. Und schon meldet sich der „badische Leib“ mit einem Vorschlag:
„Jetzt wäre ein badisches Leib-Gericht genau das Richtige!“

Zum Beispiel „Badisches Rindfleisch mit Kartoffeln und frisch geriebenem Meerrettich“, das Leibgericht des Karlsruher Geschichtenerzählers.

Es gibt keinen Grund, den „badischen Leib“ zu enttäuschen. Nur kräftig zugelangt!
Baden hat schon immer Appetit gemacht!

Manfred Bögle

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