Mittwoch, 24. Juni 2009

Geschlechtergerechte Sprache spiegelt Bewusstsein!

Auf Antrag der GRÜNEN-Fraktion kam es am 23. Juni 2006 zum Ende der Gemeinderatssitzung zu einer heftigen Debatte über die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache als Bestandteil des Umsetzungsprozesses der Chancengerechtigkeit von Männern und Frauen. Der Antrag, der mit 23 zu 21 Stimmen angenommen wurde, bewirkt, dass künftig alle offiziellen Texte in Broschüren, Formularen und Satzungen so zu formulieren sind, dass Frauen wie Männer sprachlich sichtbar werden.
Nachdenklich stimmte die Argumentation einer Kollegin, die eine erschwerte Lesbarkeit von Texten sah, wenn die weibliche und männliche Form gewählt werde. Die Stadträtinnen Anne Segor/ GRÜNE, Rita Fromm /FDP und Margot Döring / KAL entgegneten, dass eine geschlechtergerechte Sprache ein wesentlicher Kern der Geschlechtergerechtigkeit / Gender Mainstreaming sei. Sprache spiegele Bewußtsein und stehe für ein gewandeltes Rollenverständnis, so die Stadträtinnen. "Trotzdem komme es immer wieder vor, dass von 'Vätern des Grundgesetzes' und 'Stadtvätern' in den Medien die Rede sei, obwohl es
'Vier Mütter des GG' waren und viele Stadträtinnen Mitglieder eines Gemeinderates seien, so Rita Fromm. Sie zitierte darüber hinaus die ehemalige Bundesministerin Rita Süßmuth, die in einer Bundestagsdebatte zur 'geschlechtergerechten Sprache in Gesetzestexten' das Wort ergriff und einen Irrsinn beschrieb. Süßmuth sollte die Verordnung 'Der Arzt im Praktikum' unterschreiben, in der es hieß: "... wenn der Arzt im Praktikum schwanger wird, tritt für ihn die Schwangerschaftsschutzgesetzgebung ein". Üblicherweise kann ein Arzt nicht schwanger werden, wohl aber eine Ärztin. Dieses Beispiel machte deutlich, wie unsensibel Gesetzestexte mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit umgehen. Rita Süßmuth und die anderen Befürworterinnen überzeugten die Mitglieder des Deutschen Bundestages für eine geschlechtergerechte Sprachregelung. "Die deutsche Sprache biete viele Möglichkeiten der männlichen und weiblichen Sprachform, sie gilt es phantasievoll zu nutzen", erklärte Rita Fromm.

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