Dienstag, 27. Juli 2010

"Dieser Europabericht macht mich gleichzeitig froh und ganz traurig", so der stellv. Fraktionsvorsitzende Tom Hoyem.

Er erläuterte die Position der FDP-Fraktion im Gemeinderat am 27. Juli 2010:
"Es ist fröhlich und positiv dass der Lissabon Vertrag endlich die Bedeutung der Kommunen in Europa für die europäische Entwicklung verstanden hat.
Der EU Kommissar Hahn hat deutlich erklärt, dass er sich auch als „Kommunal-kommissar“ versteht.
Wenn man das Subsidiaritätsprinzip ernst nimmt dann versteht man wie wichtig die Wechselwirkung zwischen den generellen Europäischen Entwicklungen und den täglichen konkreten kommunalen Entscheidungen sind.
Dieser Bericht gibt eine Übersicht über die Anknüpfungen von Karlsruhe an diese EU Entwicklung.So weit so gut. Aber der Bericht macht mich in drei Aspekten doch auch traurig. Er sieht Europa nur als EU - das ist eine zu enge Betrachtung und er sieht die EU als Geldquelle. Auf jeder Seite steht: wo können wir Geld holen.
Das ist wirklich ein trauriger Weg die Europäische Zusammenarbeit so zu beurteilen. Die EU ist keine Bank, sie ist eine Vision, die realisiert ist und wird.
Ich verlange nicht eine lange Geschichte und auch keine Lyrik oder Poesie, aber doch einen Sinn für unsere besondere Karlsruher Identität. Damit meine ich, dass sich die phantastische Europäische Entwicklung gerade in den Kommunen manifestiert, im Wahlrecht und der Wählbarkeit für Europäische Bürger. Es ist wahrscheinlich so, dass sowohl ich, als auch der Kollege Fostiroupoulos Kollegen in diesem Saal von Zeit zu Zeit irritieren können, aber gerade diese Möglichkeit ist Europa in kommunalpolitischer Praxis. Deshalb wäre es doch in so einem Bericht interessant zu wissen, wie viele EU-Bürger Karlsruhe hat und wie diese integriert sind.
Traurig- aber, entschuldigen Sie, leider auch ganz Karlsruhe typisch ist es, dass der Bericht nicht mit einem einzigen Wort die zwei EU Institutionen in Karlsruhe nennt.
Es ist einmalig für Karlsruhe, in ganz Baden Württemberg zwei EU-Institutionen zu haben und wir sprechen über mehr als 500 Angestellte und weit über 100 Millionen Euro in jährlichem Umsatz.
Diese beiden Institutionen sind Merkmale für die Europäische Dimension gerade in unser Technologieregion. Aber in dem Bericht haben diese keinen Platz gefunden.
Wir müssen uns auch in der Karlsruher Kommunalpolitik daran gewöhnen, die Europäische Dimension mitzudenken. Ich schlage vor dass wir ein Mal pro Jahr oder vielleicht jedes zweites Jahr eine Treffen zwischen unserem Gemeinderat und den in unserer Region gewählten Mitgliedern im Europäischen Parlament organisieren. Es soll nicht nur ein Treffen mit netten Worten sein. Es soll detailliert vorbereitet werden, mit einer ganz konkreten Tagesordnung.
Die Europäische Zusammenarbeit, auch auf der kommunalen Ebene ist glücklicherweise sehr viel mehr als eine Wunschliste über Geldquellen."

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